PGN-Partie

[Event "Erste Weltausstellung in London"] [Site "Café Simpson's"] [Date "1851.06.21"] [EventDate "?"] [Round "?"] [Result "1-0"] [White "Adolf Anderssen"] [Black "Lionel Kieseritzky"] [ECO "C33"] [WhiteElo "?"] [BlackElo "?"] [PlyCount "45"] 01.e4 e5 02.f4 { Das Königsgambit war zu Anderssens Zeiten eine sehr beliebte Eröffnung. Weiß opfert einen Bauern und erhält dafür als Kompensation eine schnelle Figurenentwicklung. Im Laufe der Zeit wurden sehr viele Möglichkeiten für die schwarze Seite entdeckt, dem Angriff von Weiß erfolgreichen Widerstand zu leisten. Heutzutage spielen nur sehr wenige Großmeister diese Eröffnung. Auf höchstem Niveau wagten die Ex-Weltmeister Boris Spasski und Bobby Fischer gelegentlich diesen Zug. Auch der US-Amerikaner Hikaru Nakamura und der Engländer Nigel Short spielen bisweilen das Königsgambit. } exf4 { Kieseritzky nimmt das Bauernopfer an und stellt damit das Eröffnungskonzept des Weißen auf die Probe. Es gibt auch die Möglichkeit der Ablehnung, zum Beispiel durch 2. ... Lc5. } 03.Bc4 Qh4+ { Das Königsläufergambit erlaubt dieses Damenschach, das den weißen König zu einem Zug zwingt, womit ihm das Recht auf die Rochade verloren geht. Schwarz hat sich diesen Vorteil aber teuer erkauft: Seine Dame kommt nun in Nöte und muss eine Reihe von Zügen dafür aufwenden, vom Königsflügel zu verschwinden. 3. ... Sc6 ist eine einfache Alternative, mit der sich Schwarz alle Optionen offen hält. } 04.Kf1 b5!? { Dieses Bauernopfer wird Bryan-Gambit genannt, nach dem Amerikaner Thomas Jefferson Bryan, einem Schachspieler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Jacques Mieses schreibt in seinem Lehrbuch des Schachspiels die Erfindung dieses Gegengambits jedoch Kieseritzky zu. Schwarz opfert seinerseits einen Bauern, um zu schneller Entwicklung zu gelangen. Der heutzutage meistgespielte Zug ist 4. ... d6. } 05.Bxb5 Nf6 06.Nf3 { Weiß entwickelt seinen Springer und bedroht gleichzeitig die schwarze Dame, die nun ihrerseits ziehen muss. } Qh6 07.d3 { Robert Hübner empfiehlt in seiner umfassenden Analyse an dieser Stelle 7. Sc3 für Weiß. Auch 7. d4 ist gut. } Nh5 { Es droht Sg3+. } 08.Nh4 { Sowohl Bartłomiej Macieja als auch Hübner kritisieren diesen Zug und empfehlen 8. Tg1! } Qg5 { Hier (und auch zwei Züge später) wird ... g6 von Macieja und Hübner empfohlen. Weiß hätte früher oder später seinen Springer zurückziehen müssen. } 09.Nf5 c6?! 10.g4?! { Hübner empfiehlt 10. La4. } Nf6?! 11.Rg1! { Ein geistreiches Figurenopfer, das Schwarz besser nicht akzeptiert hätte. } cxb5? { Hübner und Macieja gelangen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass die Entwicklung zu vernachlässigen und dieses Opfer anzunehmen falsch war. Beide empfehlen an dieser Stelle 11. ... h5. } 12.h4 { Damit kommt Anderssen seinem Gegner zuvor. } Qg6 13.h5 Qg5 14.Qf3 { Anderssen hat zwei Drohungen aufgestellt: [1] Lxf4, was die schwarze Dame unpässlich erwischen würde (sie hat kein Feld mehr zur Verfügung), [2] e5, was einen Doppelangriff auf den Springer f6 und den Turm a8 (durch die Dame) bedeutet. } Ng8 { Kieseritzky will seiner Dame ein Rückzugsfeld verschaffen, ohne seine Mehrfigur zurückzugeben, aber seiner Entwicklung ist es nicht bekömmlich. } 15.Bxf4 Qf6 16.Nc3 Bc5 { Endlich ein Entwicklungszug, mit gleichzeitigem Angriff auf den Turm g1, aber es ist schon zu spät. Der weiße Entwicklungsvorteil ist zu groß. } 17.Nd5 { Richard Réti empfiehlt 17. d4! an dieser Stelle und Macieja schließt sich ihm an. Auch 17. Ld6! nebst Sd5 hält der polnische Großmeister für gewonnen. Faktisch gewinnt hier fast jeder Zug. } Qxb2 { Schwarz erbeutet einen Bauern und bedroht den weißen Turm auf a1. } 18.Bd6?! { Dieser Zug, der von den meisten Kommentatoren als genial, glänzend und ähnlich betitelt und meist mit zwei Ausrufezeichen geschmückt wird, stößt bei Hübner, Garri Kasparow und Macieja auf Bedenken. Hübner glaubt, es gäbe mindestens drei bessere Züge, die alle zum Sieg führten: 18. d4, 18. Le3 und 18. Te1. Kasparow schließt sich dem deutschen Analytiker an. Macieja setzt nach 18. Ld6 sogar zwei Fragezeichen und analysiert ausführlich den Weg zum Sieg mittels 18. Le3. Der sowjetische Meister Sergei Belawenez (1910--1942) wies im Jahre 1938 nach, dass der Zug 18. Te1 ebenfalls zum Sieg führt. } Bxg1 { Bereits 1879 nannte Wilhelm Steinitz 18. ... Dxa1+ als besten Zug für Schwarz mit der Folge 19. Ke2 Db2 20. Kd2 Lxg1. Hübner, Macieja und Kasparow geben nun 21. e5 La6! als forcierte Zugfolge an mit den folgenden zwei Varianten: [1] 22. Sxg7+ Kd8 23. Dxf7 Kc8 (Hübner und Kasparow) und nach Kasparows Meinung kann Weiß die Stellung remis halten. Macieja hingegen sieht Schwarz in Gewinnstellung nach 23. ... Sh6. [2] 22. Sc7+ Kd8 23. Dxa8 (von Hübner und Kasparow angegeben; Macieja analysiert hier lediglich 23. Sxa6) 23. ... Lb6 24. Dxb8+ Lc8 25. Sd5 La5+ 26. Ke3 Dc1+ nebst Dauerschach und remis. Diese Varianten führen also bestenfalls zum Remis. Allerdings gibt es noch einen weiteren Zug, [3] 22. Lb4!, welcher die starke Drohung Sd6+ aufstellt. Die beste Alternative für Schwarz ist es, die Dame zu opfern: 22. ... Dxe5 23. Sd6+ Dxd6 24. Lxd6 Sc6. Es stellt sich heraus, dass nach 25. Sc7+ Kd8 26. Dxf7 (am einfachsten) 26. ... Se7 27. Sxa8 Lb7 28. Sc7 die weiße Initiative immer noch zu einem technischen Gewinn reicht -- der schwarze König steht zu schlecht, der Bauer g7 und auch die Damenflügelbauern sind schwach, während die weißen g- und h-Bauern schon weit vorgerückt sind. Folglich war Anderssens 18. Ld6 zwar nicht der stärkste Zug, den Gewinn hat er damit jedoch nicht vergeben. } 19.e5! { Nach diesem "stillen" Zug ist das Schicksal von Schwarz besiegelt. Anderssen, mit Läufer und Turm materiell im Rückstand, gestattet Kieseritzky, nun auch noch seinen anderen Turm mit Schach zu schlagen. Aber der weiße Sieg ist nicht zu verhindern. } Qxa1+ 20.Ke2 { Bei Kieseritzky endet die Notation an dieser Stelle. Bei Josef Kling und Bernhard Horwitz geht die Partie jedoch weiter. Festzuhalten ist, dass Hübner in seiner Analyse der Partie hier lakonisch "1:0" angibt, die nachfolgenden Varianten aber dennoch analysiert. } Na6 { Michail Tschigorin machte sich die Mühe, die mögliche Verteidigung 20. ... La6 zu untersuchen. Seine Analysen werden von Macieja nach geringen Ergänzungen als korrekt befunden. Auch 20. ... La6 hätte Schwarz nicht retten können, wäre aber noch die zäheste Gegenwehr in dieser Position gewesen. } 21.Nxg7+ Kd8 22.Qf6+ { Nachdem Anderssen einen Läufer und zwei Türme geopfert hatte, krönt er sein Feuerwerk jetzt mit einem Damenopfer. Das Matt ist nicht mehr abzuwenden. } Nxf6 23.Be7# 1-0

http://de.wikipedia.org/wiki/Unsterbliche_Partie

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